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Demokratischer Korporatismus im Katholizismus Westeuropas

Katholizismus, Industrie und soziale Frage: Das Bild zeigt eine Menschenmenge am 4. September 1949, die vor einem Bochumer Stahlwerk in Westdeutschland den Katholikentag feiert.

Eine Wirtschafts- und Sozialordnung – und ihr Wandel von der Zwischenkriegszeit bis zu den 1950er Jahren

Mein Postdoc-Projekt befasst sich mit der Geschichte des demokratischen Korporatismus in Westeuropa zwischen den 1930er und 1950er Jahren. Nach 1945 prägten Christdemokratie und Sozialdemokratie den Staatsaufbau und die Marktwirtschaft in grossen Teilen Westeuropas. Vor allem in christlich-sozialen Kreisen forderten Politiker, Arbeitgeber, Gewerkschafter, Politikwissenschaftler und Ökonomen, dass Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände (als „Korporationen“) verstärkt in den staatlichen Gesetzgebungsprozess einbezogen werden sollten. Auf diese Weise sollte der Klassenkampf befriedet werden. Dieser Integrationsprozess durch demokratischen Korporatismus sollte nicht zu Zwangsvereinigungen führen wie in autoritären Staaten.


Es gibt zwei Gesichter des Korporatismus – ein autoritäres und ein demokratisches. Da sich die Geschichtswissenschaft jedoch fast ausschliesslich auf das erste konzentriert und das zweite weitgehend ignoriert hat, ist es immer noch schwierig, den Wandel des katholischen Europas in der Mitte des 20. Jahrhunderts hin zu einer liberalen Demokratie zu verstehen. An diesem Punkt setzt mein Projekt an: In der Zwischenkriegszeit befürworteten politische Publizisten das Konzept des Korporatismus, das bereits Vorläufer im 19. Jahrhundert hatte. Wer aber „demokratisierte“ den Korporatismus? In welchen Ländern wurde der demokratische Korporatismus besonders propagiert?


Für weitere Informationen siehe auch meine Website beim Oxford Center for European History und meinen Artikel über das Terrassenrestaurant „Rerum Novarum“ an der Weltausstellung 1935 in Brüssel.


Auszug aus einem Essay des französischen christlich-sozialen Gewerkschafters Louis Terrenoire (1908–1992) aus dem Jahr 1939.

 

1940 schloss er sich der Résistance an. Nach 1945 war er ein einflussreicher Europapolitiker und verfolgte unter de Gaulle die Idee des demokratischen Korporatismus weiter.

 

Terrenoires Beispiel steht für die Befreiung Westeuropas – aber auch für die hochgradig verwaltete Demokratie der „Männer in Anzügen“ in der Nachkriegszeit.

Weitere Projekte

Erinnerungsräume

Die Reihe „Erinnerungsräume“ will ein innovativer Ort für die transdisziplinäre kultur- und sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Themen der Erinnerungskonstruktion und -vermittlung in Literatur und Kunst, Medien, Schule und Öffentlichkeit in gegenwärtigen und vergangenen Gesellschaften sein. Mein Beitrag ist der Aneignung der modernen Kirchenarchitektur und des wirtschaftlichen Korporatismus aus der Perspektive junger Katholiken in der Zwischenkriegszeit und nach 1945 gewidmet. Der von Prof. Dr. Franziska Metzger und Prof. em. Dr. Dimiter Daphinoff herausgegebene Sammelband wird 2025 bei Böhlau erscheinen.

Rotary Club

Buchkapitel zum 100-Jahr-Jubiläum des Rotary Club Zürich, zusammen mit Prof. em. Dr. Georg Kohler, Dr. Niklaus Peter, Prof. Dr. Claudia Franziska Brühwiler und Prof. em. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer

Klostergeschichte Muri 1027–2027

Recherche im Klosterarchiv Muri-Gries in Südtirol, zusammen mit Prof. Dr. David Neuhold

Handbuchartikel zur Verfassungsgeschichte der Schweiz 1870–1914

Zusammen mit Prof. Dr. Andreas Kley