Thomas Zaugg

Historiker, PhD, Postdoc

Einige meiner aktuellen Forschungsthemen in Bildausschnitten: die Piazza San Marco in Venedig 1963, die Sektion Vie catholique an der Weltausstellung 1935 in Brüssel, die Ausstellung zur schweizerischen Kulturpolitik 1943 und italienische Arbeiter in einer Fabrik in der Schweiz 1984.

News

Cécile Lauber, eine Entdeckung

Wir lesen sie wieder: Cécile Lauber (1887–1981), eine zwischenzeitlich vergessene Stimme der Innerschweizer Literatur. Die Forschung widmet sich heute ihrer innigen Beziehung zur Frauenrechtlerin Agnes Debrit-Vogel. Eine Ausstellung in Luzern fragt nach Laubers Blick auf Tiere und Pflanzen. Als Mitglied des Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellervereins (ISSV) lade ich gerne ein zu unserem Diskussionsabend mit Remo Hegglin (Moderation), Dr. Silvia Hess (Historikerin, Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern) und Tobias Urech (Doktorand, Universität Basel). Die Schauspielerin Vera Bommer liest aus Laubers Werk.

Bibliothek Zug, 3. November 2024, 18.30–20 Uhr

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Die Amerikafahrer

Eliten aus Industrie, Handel und Gewerbe, Repräsentanten der Kunst- und Museumswelt und viele andere Berufsvertreter diskutieren seit 1924 im Rotary Club Zürich über – fast alles. Neben Privatem aus dem Leben der Clubmitglieder enthalten die Lunchprotokolle viel Politisches: soziale Utopien aus den 1920er Jahren, bürgerliche Krisenrezepte aus den 1930er Jahren, Reiseberichte aus der Sowjetunion und NS-Deutschland. Die katholische Frauenrechtlerin Gertrud Heinzelmann hielt 1958 anlässlich der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) einen der seltenen Vorträge von Frauen.

Vor allem sehnten sich die Zürcher Rotarier nach Amerika. Es war das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch scheuten sie nicht davor zurück, es zu hinterfragen. Davon unter anderem handelt mein Artikel, hier mit Quellenausschnitten in einer Hörfassung, gelesen von Martin Butzke.

Bei Rüffer & Rub kann der Sammelband von Georg Kohler und Niklaus Peter bestellt werden, mit weiteren Beiträgen von Claudia Franziska Brühwiler (über die USA zur Gründungszeit von Rotary um 1905) und Carl-Hans Hauptmeyer (über die deutschen Rotarier im Nationalsozialismus).

Erinnerungsräume

Die Reihe „Erinnerungsräume“ will ein innovativer Ort für die transdisziplinäre kultur- und sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Themen der Erinnerungskonstruktion und -vermittlung in Literatur und Kunst, Medien, Schule und Öffentlichkeit in gegenwärtigen und vergangenen Gesellschaften sein. Mein Beitrag ist der Aneignung der modernen Kirchenarchitektur und des wirtschaftlichen Korporatismus aus der Perspektive junger Katholiken in der Zwischenkriegszeit und nach 1945 gewidmet. Der von Prof. Dr. Franziska Metzger und Prof. em. Dr. Dimiter Daphinoff herausgegebene Sammelband wird 2024 bei Böhlau erscheinen.

Schweizer Kulturpolitik am Othmar Schoeck Festival

Wieso steht die Schwyzer Kulturförderung in der Kritik? Und warum begann die Schweizer Kulturpolitik in den 1930er Jahren? Am Othmar Schoeck Festival 2023 diskutierten wir kulturpolitische Themen zwischen vorgestern und übermorgen – eine angeregte Runde mit dem Initiator Bruno Steiner, Katrin Rieder, Markus Brülisauer, der Moderatorin Karin Landolt und dem Gastgeber Alvaro Schoeck. Unter kulturfragen.ch gibt es nun das ganze Gespräch.

KADOC-Fellowship 2024

Ich bin sehr dankbar für das KADOC-Stipendium 2024 für Religion, Kultur und Gesellschaft. KADOC ist das fakultätsübergreifende Dokumentations- und Forschungszentrum für Religion, Kultur und Gesellschaft an der KU Leuven. Das 1976 gegründete KADOC ist nicht nur eine der führenden Institutionen für kulturelles Erbe in Belgien, sondern auch ein internationales Zentrum für die Erforschung der Wechselwirkung zwischen Religion, Kultur und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert. Der Aufenthalt in Leuven wird mir die Möglichkeit geben, in den KADOC-Archiven zu forschen.

Neuer Artikel im Historischen Lexikon der Schweiz

Das HLS hat mehrere seiner Artikel über Mitglieder der Schweizer Regierung überarbeitet. Dazu gehört auch mein Artikel über Philipp Etter, in dem erstmals eine Tonaufnahme veröffentlicht wird. Siehe auch die Beiträge von Memoriav.

Neue Bücher

Der erste Schweizer Aussenminister

In ihren ersten Jahrzehnten hatte die moderne Schweiz keine Aussenpolitik. Man war der Ansicht, dass die Stärken des Landes in der Innenpolitik und nicht im äusseren Schein lagen. Numa Droz (1844–1899) aus Neuenburg erkannte die Notwendigkeit einer schweizerischen, von der Regierung gelenkten Aussenpolitik. 1875 im Alter von 31 Jahren als jüngster Bundesrat der Geschichte gewählt, wurde Droz 1887 Vorsteher des Politischen Departements. Urs Kramer hat an diesem Buch bis kurz vor seinem Tod gearbeitet. Ich habe es lektoriert und mit einer Einleitung versehen. Vorwort von Prof. Dr. Tobias Straumann.

„Sa vision claire des grands enjeux internationaux pour la Suisse détonne dans un univers où la politique étrangère est réduite à sa dimension utilitaire.“

Olivier Meuwly, Schweizerische Zeitschrift für Geschichte



Biografie eines Langzeitpolitikers

Während seiner 25-jährigen Amtszeit von 1934 bis 1959 initiierte Philipp Etter (1891–1977) die Kulturstiftung Pro Helvetia, setzte sich für das Romanische als vierte Landessprache ein, unterstützte den Ausbau der ETH und legte wichtige Grundlagen für die Einführung der AHV und IV. Das umstrittene Bild eines autoritären, katholisch-konservativen Staatsmannes in den 1930er Jahren und während des Zweiten Weltkriegs blieb jedoch in der Öffentlichkeit und in der Forschung prägend. Die Urteile über Etter reichten von „Pseudo-Mussolini“ über „uneingestandener Antisemit“ bis zum „patriotischen Unschweizer“. Der private Nachlass von Philipp Etter hat bisher unbekannte Aspekte dieser Persönlichkeit ans Licht gebracht.

 „En dépit des limites et interrogations soulevées, cette biographie extrêmement fouillée restitue une personnalité dans sa complexité, son épaisseur temporelle et son intimité.“

Stéphanie Roulin, Schweizerische Zeitschrift für Geschichte